Der Mountainbike Freiburg e. V. hat geschafft, wovon Mountainbiker in vielen Regionen noch träumen: Ein umfangreiches Trailnetz, regelmäßig neue Routen und ein gutes Verhältnis zu Forstbehörden, Stadtverwaltung und anderen Waldbesuchern. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Respekt vor der Natur - auch bei der Trailpflege.
Neue Wege bei der Trailpflege
Philip holt sein Mountainbike aus der Garage. Für ihn beginnt ein neuer Arbeitstag. Jetzt im Sommer, wenn es trocken und warm ist, hat der Freiburger viel zu tun. Die Kupplung an der Sattelstütze verbindet er mit seinem Mule-Lastenanhänger. Dann lädt er Schaufeln, Rechen; Kettensäge und Spitzhacke auf, bindet das Werkzeug fest und schwingt sich in den Sattel. Sein Ziel: Der Canadian Trail. Vom Kybfelsen führt der hinunter bis in den Freiburger Stadtteil Wiehre. Momentan ist viel los auf der Strecke. „Für uns bedeutet das, dass wir alle paar Tage raus müssen, um größere Schäden an der Strecke zu verhindern“, erklärt Philip, der neben seinem Waldwirtschaft-Studium als Trailpfleger für den Mountainbike Freiburg e. V. arbeitet.
Sieben Trails betreut der 2011 gegründete Verein inzwischen, drei weitere befinden sich gerade im Bau. Darüber hinaus gehören Übungsstrecken speziell für Kinder und Jugendliche zum Freiburger Trailnetz. All diese Strecken sind legal, und genau dafür steht der Verein. In enger Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Forstamt ist es ihm gelungen, die Interessen aller Beteiligten mit Umweltschutz und Haftungsfragen unter einen Hut zu bringen. So können schon bei der Planung der Trails Waldbiotope und Rückzugsorte für seltene Tierarten ebenso wie die Besitzverhältnisse der betroffenen Areale berücksichtigt werden – einer nachträglichen Legalisierung wild angelegter Strecken stehen die Freiburger deshalb auch kritisch gegenüber. Wohl auch deswegen erfährt der Sport in Freiburg inzwischen eine hohe Akzeptanz seitens anderer Waldnutzer und -besucher. Mit seinem Erfolgsmodell ist der Verein weit über die Grenzen der Stadt und auch Deutschlands hinaus bekannt geworden – so bekannt, dass Freiburg inzwischen als Mountainbike-Hauptstadt Deutschlands gilt, wie es Freiburgs Bürgermeister Stefan Breiter einst selbst formulierte.
Ohne Shuttle auf die Trails
Dass die Trails so beliebt sind, liegt auch daran, dass sie von überall in der Stadt gut erreichbar sind. Ein weiterer Faktor: Das Befahren der Strecken ist kostenlos. „In einem Bikepark zahlt man auch schnell mal 50 Euro pro Tag“, berichtet Philip. „Allerdings muss man sich die Abfahrt bei uns auch ehrlich erarbeiten. Einen Shuttle-Service gibt es hier natürlich nicht.“ Die 2.300 Mitglieder des Vereins sind trotzdem gerne bereit, ihren Trailspaß mit Geld aufzuwiegen. 45 Euro kostet die Vollmitgliedschaft pro Jahr.
Auf einen motorisierten Shuttle verzichtet Philip auch, wenn er sich zur Arbeit auf die Trails in den Wald begibt – zumindest auf einen mit Verbrennermotor. Er setzt auf die Kombination seines E-Mountainbikes mit dem Lastenanhänger von Tout Terrain. „Für mich ist es nur konsequent, den Nachhaltigkeitsgedanken auch bei der Trailpflege zu leben“ betont Philip. „Das Ganze hat noch dazu einige Vorteile: Mit dem Auto müsste ich irgendwo auf dem Forstweg parken und dann das Werkzeug zu Fuß auf den Trail bringen. Mit dem Mule-Anhänger kann ich einfach den Trail bis zu der Stelle fahren, an der ich arbeiten will. Und ich bin schneller als mit dem Auto, da ich auf sämtlichen Pfaden vorankomme und nicht nur auf den breiten Forstwegen.“
Denn gerade im Gelände fühlt sich der Mule wohl. Den Anhänger hat Tout Terrain gezielt so konstruiert, dass er seine Stärken dann ausspielt, wenn es etwas rauher wird. Verantwortlich dafür ist in erster Linie der Dämpfer, der am Mule zwischen Ladefläche und Hinterrad angebracht ist. Er ermöglicht einen Federweg von bis zu 160 Millimetern. Das 20-Zoll-Rad sorgt außerdem für zusätzliche Laufruhe. Mit extra viel Bodenfreiheit läuft der Hänger zudem kaum Gefahr, an Wurzeln oder Steinen aufzusetzen. Die einspurige Bauweise verhindert gleichzeitig, dass er auf schmalen Wegen hängenbleibt.
Die Ladefläche besteht aus robusten und gleichzeitig leichten CrMo-Stahlrohren, die bis zu 38 Kilo Zuladung ermöglichen. Sein Werkzeug befestigt Philip auf dem Weg zu den Trails meist mit einfachen Gummiexpandern, die er schnell und flexibel an den Stahlrohren einhängen kann. So ausgestattet ist der Mule auch immer Türöffner für eine kurze Plauderei mit anderen Waldbesuchern. „Es passiert mir tatsächlich häufiger, dass mich Leute im Wald auf meinen Anhänger ansprechen“ berichtet Philipp. „Sie sind dann immer überrascht, wenn ich erzähle, dass er aus einer Freiburger Fahrradschmiede stammt.“ Hier zeigt sich, wie vernetzt die Freiburger Fahrradszene ist. Die Idee, den Anhänger bei der Arbeit auf den Trails einzusetzen, stammt von Dominik Zehnle, der zum erweiterten Vorstand des Mountainbike Freiburg e. V. gehört und gleichzeitig Mitarbeiter bei Tout Terrain ist. „Für uns war es gar keine Frage, ob wir dem Verein einen Mule sponsern wollen. Wir haben natürlich gleich zugesagt“, erzählt Stephanie Römer, Geschäftsführerin von Tout Terrain. „Wir profitieren ja selber von den Trails quasi hinterm Haus und finden die Arbeit des Vereins einfach sehr unterstützenswert.“
Geeignet zum Bierkistentransport und Einkauf im Baumarkt
Wenn Philip dann nach einem Arbeitstag auf den Trails seine Schaufeln zuhause wieder ablädt, heißt das noch lange nicht, dass auch der Mule Feierabend hat. „Es kam auch durchaus schon vor, dass wir den Anhänger für den Bierkisten-Transport zur Party bei Freunden eingesetzt haben“, lacht Philip. „Er bewährt sich aber auch beim Einkauf im Baumarkt.“ Nur auf Fahrrad-Reise war Philip bislang noch nicht mit seinem Mule. Dabei ist der Lastenhänger der reinste Kosmopolit. So war er bereits als Solar-Anhänger und Pedelec-Supportfahrzeug in der Mongolei, als Lastenesel in Australien, zur Weihnachtszeit in New Mexiko oder auf Bootstour in Südostasien. Und das waren sicherlich nicht die letzten Abenteuer des Mule.