Die Geschichte hinter dem Singletrailer von "Danny Daycare"
Wir hätten nie erwartet, dass der Singletrailer so hoch fliegt.
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-- 27.06.2020 Aktualisiert --

Per Anhalter mit dem Singletrailer

Die Geschichte von Danny Daycare nahm ihren Anfang lange bevor jemand davon wusste – genau genommen im Jahr 2016. Damals kaufte sich Stu Thomson, Gründer von Cut Media, einen Singletrailer von Elevation Cycles in Linlithgow, nahe Edinburgh in Schottland. Sein Ziel: mehr gemeinsame Zeit mit seiner damals zweijährigen Tochter Daisy und seiner Frau Amber auf dem Mountainbike verbringen, in der wilden, schönen Landschaft rund um seine Heimatstadt Aberfoyle bei Glasgow.


Mit dem Anhänger im Schlepptau erkundete Stu nach und nach immer anspruchsvolleres Terrain – und stellte bald fest, dass der kleine Trailer mehr aushielt, als er erwartet hätte.


Als kreativer Kopf hinter Cut Media hatte Stu bereits mit dem legendären Trial-Biker Danny MacAskill an einigen der bekanntesten Bike-Videos des Internets gearbeitet – darunter Imaginate, The Ridge und Wee Day Out. Irgendwann stellte sich ganz automatisch die Frage: Was, wenn wir Danny MacAskill einfach mal einen Singletrailer geben würden?


Die Idee zündete sofort. Stu und Danny begannen zu experimentieren – zu spielen, zu testen, herauszufinden, was alles möglich war. Welche verrückten Stunts ließen sich mit einem Anhänger am Hinterrad umsetzen? Und so war die Idee zu Danny Daycare geboren.

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Im Frühjahr 2017 meldete sich Cut Media bei uns – mit einer Bitte: Sie brauchten einen weiteren Singletrailer. Zwar besaß Stu Thomson bereits seinen eigenen, doch für die Dreharbeiten mit Danny MacAskill und der sogenannten „Daisy Doll“ musste ein zweiter her. Spoiler: Die Puppe war natürlich ein Double für Stus echte Tochter Daisy – besonders bei den wilderen Szenen.


Für unser Marketing-Team war das ein echter Gänsehautmoment. Danny MacAskill klopft bei uns an und fragt nach einem unserer Produkte? Keine Frage – wir waren sofort dabei! Es war klar: Wenn sich eine der bekanntesten Figuren der Bike-Szene für unseren Singletrailer interessiert, könnte das unser großer Moment werden. Die Aufregung in der Werkstatt war spürbar. Einige unserer Teammitglieder, darunter der ehemalige Profi-Trial-Fahrer Felix Mücke, wussten nur zu gut, was so ein Projekt bedeuten konnte. Rund um den Lunchroom brodelte es: Ein Film? Mit unserem Trailer?


Also machten wir uns ans Werk und schickten den Singletrailer los. Und dann: Funkstille. Wochen wurden zu Monaten. Der Sommer verging – und wir hörten kaum etwas von Cut Media oder Stu. War das Projekt gescheitert? Hatten wir unsere große Chance verpasst? Was war eigentlich aus unserem Trailer geworden?


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Ein Leidenschaftsprojekt - Cut Media und Danny MacAskill

Wie sich später herausstellte, war Danny Daycare längst kein kleines Nebenprojekt mehr – es hatte sich zu etwas viel Größerem entwickelt, als anfangs gedacht. Was mit einem lockeren „Spaßprojekt“ mit Daisy begann, wuchs schnell: Die Locations wurden aufwendiger, die Stunts ambitionierter, die Logistik komplexer. Aus der Idee wurde eine vollwertige Filmproduktion. Trotzdem blieb es für Stu, Danny und das gesamte Team ein Herzensprojekt. Zwischen Dannys Tour-Auftritten arbeiteten sie kontinuierlich an neuen Szenen – mit Leidenschaft, aber eben auch mit viel Geduld.


Dann der Rückschlag: Im Herbst 2017, kurz nach der Eurobike-Messe, brach sich Danny die Kniescheibe – und fiel für mehrere Monate aus. Während er sich erholte, wuchs Daisy – der eigentliche Star des Films – fleißig weiter. Und auch der Singletrailer bekam in der Zwischenzeit ein kleines Update verpasst. Erst Anfang 2018 konnte Danny wieder in das Projekt einsteigen.


In dieser Phase übernahm ich das Ruder und hielt locker den Kontakt zu Cut Media. Ab und zu fragte ich nach dem Stand der Dinge – neugierig, ob aus der Idee wirklich etwas werden würde.


Ein besonderer Moment kam schließlich im Juli 2018 – wieder auf der Eurobike. In der Lobby sah ich Danny, wie er gerade Selfies mit ein paar Fans machte. Spontan rannte ich nach unten, um ihn persönlich anzusprechen. Ich konnte nicht widerstehen: Schließlich hatte ich die Chance, mit einem der ganz Großen der Bike-Szene über unseren Trailer zu sprechen.


Unser Gespräch war locker und herzlich. Danny erzählte von den verrückten Szenen, die sie schon abgedreht hatten – und lobte die Robustheit des Singletrailers, der selbst heftigste Belastungen problemlos überstanden hatte. Das zu hören, war natürlich großartig. Er sprach auch darüber, wie sehr der Anhänger die Fahrdynamik verändert – und welche völlig neuen Herausforderungen das mit sich brachte. Selbst für jemanden wie ihn.

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Dann ließ Danny die Katze aus dem Sack: Der Film war so gut wie fertig. Gedreht, geschnitten – alles im Kasten. Bis auf einen letzten Stunt. Und der hatte es in sich: ein Korkenzieher-Flip mit Anhänger. Ich erinnere mich noch genau, wie ich dachte: „Das wird episch.“


Natürlich wollte ich wissen, ob es schon einen Titel für den Film gab. Danny lächelte verschmitzt, senkte leicht den Blick und sagte nur: „Ich darf ihn nicht verraten – aber er ist sehr passend.“ Wir müssten uns gedulden, genau wie alle anderen.


Nach der Messe konnte ich es kaum erwarten, dem Team bei Tout Terrain von meiner Begegnung zu berichten. Trotzdem behielt ich meine professionelle Haltung bei – zumindest größtenteils. Während ich den Firmenwagen belud, nutzte ich die Gelegenheit, Danny um ein Selfie zu bitten. Im Nachhinein muss ich gestehen: Rein marketingtechnisch war das wahrscheinlich ein kleiner Regelverstoß. Aber ehrlich? Es war einfach der Ausdruck purer Freude darüber, diesen bodenständigen Superstar endlich persönlich getroffen zu haben.


Er ist genau so sympathisch, wie man ihn aus seinen Videos kennt – nahbar, freundlich, unprätentiös. Ich wette, wenn ich gefragt hätte, hätte er sich tatsächlich mit mir auf einen Kaffee oder ein Eis gesetzt. Und genau das macht die ganze Geschichte so besonders: Sie handelt von echten Menschen, echten Momenten – und einem kleinen Anhänger, der plötzlich ganz groß rauskommt.

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Singletrailer, Trials und Turbulenzen

Ein paar Wochen später meldete sich Katie von Cut Media per E-Mail. Der erste Trailer hatte nach einem Zwischenfall in einer Schaumgrube endgültig den Geist aufgegeben – kein Wunder, bei dem, was er alles mitmachen musste. Natürlich schickten wir sofort Ersatz los und drückten dem Team die Daumen, dass der Dreh nun reibungslos weitergehen konnte.


Kurz darauf kam eine weitere Anfrage, diesmal direkt von Stu: „Danny würde gerne wissen, ob es möglich wäre, noch ein paar Ersatztrailer zu bekommen“, schrieb er. „Er macht sich Sorgen, dass während des Drehs etwas kaputtgeht und dann alles stillsteht. Wir zahlen auch gerne – oder wir schicken die unbenutzten zurück.“


Angesichts des immensen Aufwands, der in die Produktion geflossen war, war das für uns überhaupt keine Frage. Wir wollten helfen, wo wir konnten. Und ehrlich gesagt waren wir einfach nur erleichtert, dass bei all den wilden Stunts bis dahin nur der Trailer gelitten hatte – und nicht Danny selbst.

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So viel Zeit war inzwischen vergangen, dass uns beinahe die passenden Trailer ausgegangen wären. Die Farb- und Komponenten-Kombinationen des ursprünglichen Modells waren fast vollständig aufgebraucht – wir konnten gerade noch die letzten drei identischen Singletrailer versenden. Damit summierte sich unsere Lieferung auf insgesamt fünf Stück.


Mit dem, was wir an Ersatzteilen mitgeschickt hatten, konnte das Produktionsteam beruhigt weitermachen. Sie wussten: Selbst wenn noch etwas passieren sollte, wären sie abgesichert und könnten die Dreharbeiten ohne Verzögerung abschließen.


Stu bedankte sich herzlich für unsere Unterstützung und versicherte uns, dass sich das Ergebnis mehr als lohnen würde. Und er sollte recht behalten. Gemeinsam mit Danny drehte das Team die finale Szene, schnitt das letzte Material, plante den Launch – auf Dannys brandneuem YouTube-Kanal.


Und der Rest? Ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

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Das Paradox des Promoters

Während ich diesen Text schrieb, waren bereits drei Tage seit der Veröffentlichung von Danny Daycare vergangen – und das Video hatte auf YouTube bereits über zwei Millionen Views erreicht. Es landete auf Platz 4 der Trending-Videos – direkt hinter Madonnas umstrittener Eurovision-Performance und einer Avengers-Parodie. (Yikes!)


Ich bin mir sicher, dass diese Zahl weiter steigen wird, bis dieser Beitrag gelesen wird. Für mich als Manager für digitales Marketing war es faszinierend, den gesamten Entstehungsprozess aus der Nähe zu verfolgen. Schon beim ersten Gespräch mit Stu war klar: Das hier war ein echtes Herzensprojekt. Niemand im Team wollte die kreative Vision für einen kommerziellen Zweck kompromittieren – und genauso wenig wollten wir, dass daraus ein übertriebener Werbespot für den Singletrailer wird.


Tatsächlich haben wir nie darum gebeten, im Video präsent zu sein. Das Tout Terrain-Branding ist so dezent, dass unser Logo kaum zu sehen ist. Bis auf ein paar gezielte Shots der offiziellen Sponsoren – Red Bull, Endura, Five Ten, Santa Cruz, POC (die Liste ist lang) – steht die Geschichte im Mittelpunkt.


Und genau das liebe ich daran. Ja, Danny fährt einen unserer Singletrailer. Aber letztlich geht es in diesem Film um mehr: um Daisy und Danny, um die Freude am Fahren, um das Zusammensein mit Familie und Freunden. Und das ist auch genau das, wofür Tout Terrain steht.

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Obwohl Danny Daycare komplett aus eigener Tasche finanziert wurde, baten Danny, Stu oder Cut Media nie um finanzielle Unterstützung – weder von uns noch von einem ihrer anderen Partner. Wie bereits erwähnt, wollten sie sogar für unsere Trailer bezahlen.


In gewisser Weise steht dieses Video für eine der größten Herausforderungen im digitalen Marketing: In einer Welt, in der sich Storytelling und Sponsoring oft überlappen, ist es schwer zu erkennen, wo Authentizität aufhört und Werbung beginnt. Das Paradoxon ist klar: Je stärker das Branding, desto schwächer oft die Glaubwürdigkeit.


Im besten Fall aber sprechen großartige Produkte für sich. Und das war hier genau der Ansatz. In der Fahrradbranche bitten wir unsere gesponserten Fahrer:innen und Influencer darum, eine Balance zu finden – zwischen der Begeisterung für unsere Produkte und der Wahrhaftigkeit ihrer eigenen Geschichte.


Danny Daycare ist Stus Geschichte. Aber dieser kleine Teil darin gehört auch uns. Und wir sind stolz darauf. Wir durften Teil eines Films sein, der nicht nur unterhält, sondern berührt – und das Potenzial hat, ein echter Online-Klassiker zu werden.


In den kommenden Wochen werden Daisy und Danny ihren Weg in Wohnzimmer, auf Handys und in die Herzen der Fans finden. Und wir begleiten das Ganze mit einer besonderen Aktion: Gemeinsam mit Danny und Cut Media versteigern wir einen der originalen Trailer vom Dreh. Der Erlös geht an einen guten Zweck.

Wenn du eine registrierte Wohltätigkeitsorganisation kennst, die sich für Kinder- und Familienradfahren einsetzt, freuen wir uns über deine Vorschläge – schreib uns einfach an info@tout-terrain.de.

Title and Slider photographs © Dave Mackison, Article photos © Cut Media

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