Mountainbiken mit Anhang

Philipp Martin – ehemaliger Marketing-Manager eines Bike-Herstellers erzählt, wie es ist, wenn man als Papa mit dem kleinen Kind und dem E-MTB unterwegs ist.

In den vergangenen 20 Jahren dreht sich Philipp Martins Leben vor allem um eines: Fahrräder und Mountainbiken. Das ändert sich mit der Geburt seiner Tochter Hilda. Wie er es dennoch schafft, seine alte Leidenschaft mit den neuen Aufgaben als Papa unter einen Hut zu bringen, berichtet der Freiburger hier.

"Und dann kam Hilda …“ Die Geburt seines ersten Kindes trifft Philipp Martin unvermittelt – und das, obwohl er natürlich darauf vorbereitet war. Zumindest theoretisch. Eine Erfahrung, die wahrscheinlich viele frischgebackene Eltern mit ihm teilen. Um die Umstellung auf den neuen Lebensabschnitt noch etwas radikaler zu machen, entscheidet Philipp, sich zu 100 Prozent in das neue Abenteuer zu stürzen. Aus dem ursprünglichen Plan, für ein Jahr in Elternzeit zu gehen, wir irgendwann der, den bisherigen Job komplett an den Nagel zu hängen. „Ich wollte einfach mal den Dingen freien Lauf lassen. Klar war es ein Traum, als Marketing Manager in der Fahrradbranche zu arbeiten. Nette Kollegen, ein Haufen geiler Räder – alles zusammen einfach nicht so schlecht“, erzählt Philipp. „Aber acht Jahre sind genug, und Hilda soll was von ihrem Vater haben.“

 

Wohin mit der ganzen Zeit?

… also den zwei Stunden zwischen Wickeln, Wickeln und wieder Wickeln. Klar, Philipps erste Idee lautet: Biken! Für seinen ursprünglichen Plan, die Tochter spätestens zwei Tage nach der Geburt mit dem Mountainbike durch die Gegend zu ziehen und ihr die Welt zu zeigen, hat er nach einigen Tagen Baby-Erfahrung allerdings nur noch ein müdes Lächeln übrig. „Ein wenig mehr Outdoor hätte ich mir ja schon gewünscht“, gesteht Philipp. Die zwei begnügen sich zunächst also mit Spaziergängen und widmen sich – mit Hilda im Tragetuch – intensiv dem Bonding, wie es in der Hebammensprache heißt.

Bei diesen Spaziergängen hat Philipp viel Zeit nachzudenken – und häufig kreisen die Gedanken dabei um die Frage: „Was machen Hilda und ich eigentlich im Sommer, wenn die Mama wieder arbeitet?“ Die Antwort: „Das Kind braucht ein Fahrrad, am besten jetzt und sofort.“ Und weil Hilda mit dem tollen Laufrad vom Onkel leider noch nicht viel anfangen kann, entscheidet Philipp, ein Anhänger solle es sein: „Aber natürlich nicht irgendeiner. Was wäre ich für ein Freiburger Mountainbiker, wenn ich nicht einen Anhänger anschaffen würde, der unseren Trails auch gerecht wird?“, ergänzt Philipp.

 

Ein Anhänger muss her...

Was mit Anhänger und Kind – zumindest theoretisch – geht, zeigt der schottische Trial- und Mountainbike-Großmeister Danny MacAskill in seinem mehr als 10 Millionen mal geklickten Video „Danny Daycare“, in dem er – vermeintlich mit Daisy im Anhänger – seine gewohnt atemberaubenden Tricks performt. Was das Richtige für Daisy ist, ist für Hilda und Philipp gerade gut genug. Also zack ans Telefon. Wenige Minuten später ist Hilda stolze Besitzerin eines neuen Tout Terrain Singletrailers in edlem basaltgrau.

Direkt nach dem Kauf ist Philipp noch etwas zögerlich, obwohl der Singletrailer mit der entsprechenden Babyschale für Kinder ab etwa drei Monaten konzipiert ist. „Klar fragten wir uns anfangs, ob wir wirklich ohne Bedenken mit Hilda losfahren können oder ob wir unserer Tochter zu viel zumuten, nur damit wir unseren Freizeitspaß haben“, gesteht Philipp. „Wir wussten außerdem nicht genau, welche Wege machbar sind und wo die Erschütterungen vielleicht doch zu stark sind.“

Ihre Zweifel versuchen die jungen Eltern auszuräumen, indem sie alle, deren Meinung für sie Gewicht hat, dazu befragen: die Hebamme, Kinderärzte, Physiotherapeuten und natürlich auch andere Eltern. Die beiden ziehen ernüchtert Bilanz: Keiner, der sich professionell mit Neugeborenen beschäftigt, lässt sich wirklich zu einer Aussage hinreißen. Die Angst davor, etwas Falsches zu sagen und nachher für ein kaputtes Kind verantwortlich zu sein, ist bei den meisten einfach zu groß. Letztlich lautete die Empfehlung der Experten: „Macht am besten alles so, wie es sich für euch gut anfühlt.“

Und genau diesen Rat befolgen die beiden dann auch. Sie gehen raus, fahren los und beobachten  ihre kleine Beifahrerin dabei ganz genau. Das funktioniert: Mit sechs Monaten ist Hilda bereits Singletrailer-Profi und lacht vor Freude, wenn sie den Anhänger sieht.

Hildas Weg zum Singletrailer-Glück

Wie also lautet Philipps Erfolgsgeheimnis, wenn es darum geht, Neugeborene so früh wie möglich ans Mountainbiken zu gewöhnen? „Eine Anleitung mit Erfolgsgarantie kann ich hier sicher nicht abliefern“ lacht Philipp. „Ich kann nur sagen, wie es bei uns funktioniert hat. Ob das bei anderen auch klappt, ist wahrscheinlich die Entscheidung des beteiligten Babys. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann: Versuch macht Kluch – und es lohnt sich!“

Schritt 1: Stabilitätstraining im Tragetuch

Zuerst machen sich Philipp und Hilda auf zu anfangs kurzen, dann immer längeren Spaziergängen im Wald – aber nicht etwa mit dem Kinderwagen. Hilda ist im Tragetuch an Bord und absolviert so ein sanftes Stabilitäts-Übungsprogramm – denn laut der Hebamme wirken die Bewegungen beim Gehen wie ein leichtes Muskeltraining auf das Baby. „Ich weiß jetzt nicht, ob das wirklich so ist, aber wir hatten zumindest den Eindruck, dass Hilda schon vergleichsweise früh einen ziemlich stabilen Eindruck machte“, berichtet Philipp. „Das war für uns dann auch das Signal, den nächsten Schritt anzugehen: Erste Mini-Runden mit dem Anhänger."

Schritt 2: Der richtige Anhänger

Dass sich Philipp für den Singletrailer von Tout Terrain entscheidet, liegt nur sekundär an den von Danny MacAskill unter Beweis gestellten nahezu unendlichen Möglichkeiten jenseits der asphaltierten Straßen. Vielmehr sind es Komfort- und Sicherheitsaspekte, die Philipp überzeugen. Da ist zum einen die Weber-Babyschale mit ihrem stabilen Alurahmen, die für die ganz kleinen Passagiere im Singletrailer montiert wird und so für Schutz und Stabilität sorgt.
Zum anderen sieht Philipp einen weiteren Sicherheits-Pluspunkt darin, dass der einspurige Singletrailer nicht umkippen kann. „Bevor ich jetzt hier als rasender Rabenvater in Verruf gerate – fragt mal in eurem Freundeskreis rum, wem das schon mal passiert ist. Ich zumindest war doch überrascht, wie leicht das offenbar mit zweispurigen Anhängern passieren kann“, erzählt Philipp. „Allerdings hat sich auch gezeigt, dass so ein Kipp-Unfall für die Eltern wahrscheinlich meistens schlimmer ist als für das Kind“, fügt er an.

Und noch einen Punkt gibt es: Der Dämpfer des Singletrailers mit bis zu 200 Millimetern Federweg sorgt nicht nur für mehr Komfort als die ungedämpften Blattfedern gängiger Hängermodelle. „Hilda wird damit einfach wesentlich weniger irgendwelchen Wipp-Bewegungen ausgesetzt“ beschreibt Philipp. „Und genau das ist das wirklich Tolle am Singletrailer. Während Kopfsteinpflaster andere Anhänger schon richtig ins Wackeln und Wippen bringen , schluckt der Tout Terrain jede Unebenheit einfach weg und ruft nur: ‚NEXT‘! Er macht einfach aus allem einen Flowtrail.“

Schritt 3: das richtige Terrain

Im Wald fühlt Philipp sich mit Hilda im Anhänger von Anfang an sicherer als im Straßenverkehr. Nicht, weil er Angst hat, dass ihm ein Auto den Anhänger vom Rad fährt, sondern weil es ihm weniger wahrscheinlich erscheint, im Wald plötzlich scharf bremsen zu müssen. Genau darin liegt nämlich eine der größten Gefahren beim Anhängerfahren: „Die Wucht einer Vollbremsung ist auch für ein noch so stabiles Babygenick einfach krass. Vergleichen lässt sich das wohl am besten mit dem Schütteln eines Neugeborenen. Jeder, der Kinder hat, weiß, wie deutlich einem vor und nach der Geburt eingetrichtert wird, welche gravierenden Folgen Schütteln haben kann“, erklärt Philipp.

„Also, lieber ab in den Wald! Das macht auch einfach viel mehr Spaß.“

Schritt 4: „Falschrum“ mountainbiken

Dort fahren sie Singletrails hoch und Forstwege runter. „Früher habe ich sowas mal als ‚falschrum Mountainbiken' bezeichnet. Heute ist es die perfekte Tour: Langsam, aber mit viel Spaß hoch auf den Berg. Und ohne Schleudertrauma wieder runter“, beschreibt Philipp. „Und das allerbeste dabei: Der Singletrailer setzt die 2-Meter-Regel in Baden-Württemberg faktisch außer Kraft. Denn egal wie grantig ein anderer Waldbesucher auch ist, wenn ihm ein Kind, das vor Freude quiekt, um die Ecke kommt, kann sich keiner mehr ein Lächeln verkneifen.“

 

Philipps Fazit

Sobald es bei Philipp und Hilda also um Freizeitgestaltung geht, kommt der Singletrailer zum Einsatz. So können die frischgebackenen Eltern ihr geliebtes Hobby weiterhin gemeinsam genießen, anstatt sich gegenseitig mit Babysitten abzuwechseln und immer nur alleine mit dem Rad loszuziehen. Mit Mountainbikes und Singletrailer lassen sie die überfüllten Parks hinter sich und suchen die Einsamkeit im Wald auf langen Forstweg-Touren. „‚Lang‘ nicht wegen der Strecke, die wir zurücklegen, sondern vor allem wegen der geringen Geschwindigkeit und der vielen Pausen, die Hilda immer wieder deutlich einfordert“ ergänzt Philipp. „Aber wir genießen es. Radfahren hat für uns dadurch eine ganz neue Qualität bekommen. Was wir auf jeden Fall von Hilda gelernt haben: Öfters mal anhalten und wirklich jeden freundlich grüßen!“

Philipps Zutaten für einen tollen Biketag mit Kind:

  • Ein Kind, das einigermaßen stabil ist
  • Ein Anhänger, der auch wirklich fürs Gelände gemacht ist
  • Geeignete Wege, am besten im Wald
  • Die Bereitschaft, Mountainbiken mit Kind einfach komplett neu zu denken
Erlebt & geschrieben von Margareta Macht